25 Jahre – das ist die Zeit zwischen Geburt und Studienabschluss.
Die Zeit bis zur Silberhochzeit. Eine ganze Generation. Und im Bahnumfeld: ein typischer Lebenszyklus für Systeme wie Stellwerke, Bahnübergänge oder Fahrzeugsteuerungen.
In dieser Zeit verändert sich vieles – nur das System muss weiterlaufen.
Die Software bleibt oft stabil und funktional. Aber die Hardware? Die altert. Elektronische Bauteile verschleißen, Hersteller nehmen Produkte vom Markt, Ersatzteile sind irgendwann nicht mehr zu bekommen.
„Dann tauschen wir einfach den Rechner aus“ – klingt naheliegend, ist aber trügerisch.
Der Rechner, für den die Software einst entwickelt wurde, existiert oft nicht mehr. Die Architektur hat sich verändert, die Produktionslinien sind eingestellt. Und selbst wenn man einen letzten Lagerbestand auftreibt, kann die Alterung die Einsatzfähigkeit einschränken oder ganz verhindern.
Aber was tun, wenn der Rest des Systems noch in gutem Zustand ist?
Wenn das Schienenfahrzeug selbst zuverlässig fährt, Signale, Weichen und Bahnübergänge korrekt arbeiten – und nur die Recheneinheit als Teilkomponente ersetzt werden muss?
Genau dann stellt sich die technische Kernfrage:
Worauf muss ein System ausgelegt sein, damit sich in 20 oder 25 Jahren ein einzelner Rechner austauschen lässt – ohne alles neu machen zu müssen?
Die Antwort auf diese Herausforderung ist ein konsequentes Obsoleszenzmanagement.
Es bildet die strategische Grundlage, um Systeme über lange Lebenszyklen hinweg sicher, verfügbar und wartbar zu halten – insbesondere in sicherheitskritischen Bereichen wie dem Bahnverkehr. Dabei geht es nicht nur um die frühzeitige Beobachtung von Produktlebenszyklen und die Sicherstellung der Ersatzteilverfügbarkeit, sondern auch um vorausschauende Architekturentscheidungen bereits in der Entwicklungsphase.
Besonders relevant wird dies, da jede sicherheitsgerichtete Software in der Bahn nur in Kombination mit einer ganz bestimmten Hardwareplattform zugelassen wird. Wird ein Bauteil – etwa ein spezifischer programmierbarer Chip – abgekündigt, kann das weitreichende Auswirkungen haben.
Manchmal sind es nur kleine, aber entscheidende Bauteile, die plötzlich nicht mehr verfügbar sind – etwa programmierbare Chips, auf denen sicherheitsrelevante Logik implementiert wurde. Ein unbedachter Wechsel auf einen neuen Chiptyp kann in solchen Fällen nicht ohne Weiteres erfolgen.
Ein solcher Austausch erfordert nicht nur technische Anpassungen, sondern unter Umständen auch eine vollständige Neuzulassung – ein langwieriger, kostenintensiver Prozess mit hohen Risiken für Verfügbarkeit und Sicherheit.
Obsoleszenz ist damit ein realer Risikofaktor im Bahnbetrieb – und muss strategisch gemanagt werden.
Ein oft unterschätztes Risiko, das den Bahnbetrieb ins Wanken bringen kann – es sei denn, man handelt vorausschauend. Die ICS – Informatik Consulting Systems GmbH – unterstützt Bahnunternehmen seit über einem halben Jahrhundert dabei, genau das zu tun: Systeme zu entwickeln und weiterzuentwickeln, die auch nach Jahrzehnten noch tragfähig sind – technisch, wirtschaftlich und regulatorisch.
Was ist Obsoleszenz im Bahnumfeld?
Obsoleszenz bedeutet, dass Hardware nicht mehr verfügbar, wartbar oder kompatibel ist, oder bestehende Software an neue Gegebenheiten angepasst werden muss. Das betrifft neben den sicherheitsrelevante Systeme auch alle anderen technischen Anwendungen im Bahnkontext, wie bspw. Diagnosesysteme.
Zwei typische Merkmale der Bahntechnik begünstigen dieses Risiko: Die Anschaffungskosten von Systemen sind hoch, gleichzeitig sollen sie über viele Jahrzehnte hinweg zuverlässig betrieben werden. Ein Beispiel: Relaisstellwerke, deren Logik vollständig auf elektrischen Komponenten basiert, sind noch heute in Betrieb – obwohl ihre Technologie längst überholt ist. Die dafür notwendigen Bauteile müssen mittlerweile aufwendig in Kleinserie gefertigt oder instandgesetzt werden.
Aber auch moderne Systeme sind nicht vor Obsoleszenz gefeit: Wird ein Chip abgekündigt, kann dies ein vollständig entwickeltes und begutachtetes Hardwaresystem betreffen. In solchen Fällen ist ein einfacher Austausch ohne tiefgreifende technische und regulatorische Folgen kaum möglich, bis dahin, dass auch die genutzte Software erneut für die geänderte Hardware-Plattform zugelassen werden muss.
Grundsätzlich kann in die beiden Kategorien Hardware- und Software-Obsoleszenz unterschieden werden. Während bei der Software-Obsoleszenz vorrangig die Rahmenbedingungen oder Notwendigkeiten zur Änderung eine Gefährdung für eine weitere Nutzung darstellen, so ist dies bei der Hardware-Obsoleszenz durch die Verfügbarkeit der Baugruppen selbst gegeben.
Dies betrifft für die
Software-Obsoleszenz beispielhaft folgende Themen:
- Entwicklungs- und Testumgebungen sind durch die Hersteller abgekündigt.
- Betriebssysteme, auf denen die Entwicklungs- und Testumgebungen laufen sind abgekündigt.
- Sicherheitslücken in der Software entstehen durch fehlende Updates.
- Die Software ist für einen bestimmten Chip-Typ oder eine spezifische Plattform entwickelt, und daher abhängig von der Verfügbarkeit der Alttechnologien
- Die Software muss für neue Funktionalitäten angepasst werden, und die erforderliche Dokumentation und Wartbarkeit fehlt
Für die Hardware-Obsoleszenz sind beispielhaft folgende Themen von Bedeutung:
- Abgekündigte Steuerungen, Sensoren oder Komponenten
- Nicht mehr verfügbare Ersatzteile und Einzelbauteile
- Hersteller stellen Support oder Produktion ein
Ausgehend von den benannten Faktoren können diese Folgen entstehen:
- Das Risiko für Ausfällen, Betriebsstillstand und Sicherheitslücken steigt.
- Die Kosten für Retrofit oder Redesign steigen.
- Die Notwendigkeit einer neuen Begutachtung und Zulassung unter Berücksichtigung der aktuellen Standards ergibt sich.
ICS GmbH: Obsoleszenzmanagement mit System – Software im Fokus, Hardware mitgedacht
Mit rund 60 Jahren Erfahrung in sicherheitsrelevanten Bahnprojekten kennt die ICS die Lebenszyklen technischer Systeme und die kritischen Abhängigkeiten zwischen Software und Hardware. Unser Ziel: Die langfristige Nutzbarkeit und Wartbarkeit bestehender Systeme und Anwendungen - durch strukturiertes Software-Obsoleszenzmanagement und gezielte Maßnahmen zur Gewährleistung der Systemverfügbarkeit.
Für Hardwarefragen arbeiten wir mit unseren bewährten Partnern PROSE und IFTEC in der Arbeitsgemeinschaft RetroFitter zusammen.
Dabei greifen wir auf gezielt passende Kompetenzen zurück:
- Software- und Systementwicklung zur Modernisierung und Pflege bestehender Anwendungen
- Retrofit-Lösungen der ICS in Kooperation mit PROSE und IFTEC zur Wiederverwendung und Verlängerung der Einsatzdauer bestehender Systeme
- Verifikation & Validierung (V&V) zur Sicherstellung regulatorischer Anforderungen nach Migration oder Anpassung
- Requirements Engineering, um neue Anforderungen mit Altbestand technisch und funktional zu vereinen
Weitere Leistungen wie RAMS-Analysen oder Security for Safety bieten wir projektbezogen an, wenn sie für die langfristige Systemverfügbarkeit erforderlich sind.
Wer auf der Schiene bleibt, denkt ganzheitlich
Obsoleszenz ist kein plötzlicher Defekt – sondern ein vorhersehbares Risiko. Mit der richtigen Strategie wird sie beherrschbar. ICS sichert die Zukunft Ihrer Software und arbeitet mit erfahrenen Retrofit-Partnern zusammen, um auch Hardwareabhängigkeiten gezielt anzugehen. Für Bahnbetreiber bedeutet das: Planungssicherheit, Funktionssicherheit und nachhaltige Investitionen.
🛠️ Sie betreiben Schienenfahrzeuge, Teile der Leit- und Sicherungstechnik (LST) oder andere bahnspezifische Anwendungen, die Software nutzen? Lassen Sie uns heute gemeinsam Wege für die Zukunftssicherheit Ihre Systeme finden.
FAQ – Häufige Fragen zur Obsoleszenz im Bahnbereich
ICS GmbH – Ihr Dienstleister für Software- und Systementwicklung, Retrofit, V&V und Requirements Engineering im Schienenverkehr.
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