Funktionale Sicherheit

TCMS-Integration: Subsysteme sicher und effizient vernetzen

Wie moderne TCMS-Systeme Subsysteme wie Bremse, Türen & HLK normgerecht integrieren – für mehr Sicherheit, Wartbarkeit und Systemverfügbarkeit.

TCMS-Integration: Subsysteme sicher und effizient vernetzen
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Integration von TCMS mit Subsystemen: Warum moderne Züge nur im Team funktionieren 

Ob Türsteuerung, Bremse oder Klimaanlage – jedes Subsystem im Zug erfüllt eine wichtige Aufgabe. Doch erst durch die nahtlose Integration ins TCMS wird aus vielen Einzelteilen ein funktionierendes Gesamtsystem. 

Moderne Schienenfahrzeuge sind hochkomplexe, vernetzte Systeme. Wer denkt, das TCMS (Train Control and Monitoring System) sei nur ein digitales Bedienpult, unterschätzt seine Rolle: Es ist das Herzstück der Fahrzeugsteuerung – und die Integrationsplattform für alle Subsysteme. Genau hier entscheidet sich, ob ein Zug sicher, effizient und wartungsfreundlich unterwegs ist. 

 

Zentrale Steuerung und klare Zuständigkeiten 

Ein TCMS kann nur dann effizient arbeiten, wenn alle relevanten Subsysteme angebunden sind – dazu gehören unter anderem: 

  • Traktionssteuerung 
  • Bremssysteme 
  • Türsteuerung 
  • Heizung/Klima/Lüftung (HLK) 
  • Fahrgastinformation 
  • Diagnosesysteme 
  • Ortungs- und Überwachungssysteme 

Die Integration reduziert Schnittstellenchaos, vermeidet Funktionsüberschneidungen und schafft klare Verantwortlichkeiten – nicht nur in der Softwarearchitektur, sondern auch im späteren Betrieb. So lassen sich zentrale Funktionen gezielt priorisieren und sicher auslösen. 

 

Normgerechte Sicherheit: EN 50716 als Maßstab 

Bei sicherheitskritischen Funktionen zählt jede Millisekunde. Nur wenn die Subsysteme zuverlässig mit dem TCMS kommunizieren, lassen sich Sicherheitsfunktionen gemäß EN 50716:2023 umsetzen. Diese ersetzt sukzessive die frühere EN 50128 und trägt neuen Anforderungen Rechnung – etwa dem Umgang mit modellbasierter Entwicklung oder komplexen Toolchains. 

ICS begleitet den gesamten Sicherheitslebenszyklus: 

  • Festlegen sicherheitsrelevanter Funktionen 
  • Erstellung von Safety Requirements und Schnittstellenbeschreibungen 
  • Unterstützung bei der SIL-konformen Umsetzung (z. B. für SIL2–SIL4) 
  • Validierung sicherheitsgerichteter Kommunikationsflüsse 

Ziel ist stets ein nachweisbar sicheres Zusammenspiel aller Komponenten – normkonform und betriebssicher. 

 

Kommunikationstechnologien im Überblick 

Die Auswahl und Auslegung des Kommunikationskonzepts ist zentral für die Integrationsstrategie. Je nach Architektur kommen unterschiedliche Bus-Systeme zum Einsatz: 

Bus-System 

Einsatzgebiet 

Eigenschaften 

MVB (Multifunction Vehicle Bus) 

Verbindung von Subsystemen innerhalb eines Fahrzeugs 

robust, deterministisch, bewährt in sicherheitskritischen Anwendungen 

WTB (Wire Train Bus) 

Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation 

ideal für Mehrfachtraktionen und flexible Kuppelungen 

Ethernet (z. B. IP-basiert) 

Hochdatenrate-Systeme, z. B. PIS, Diagnostik, Condition Monitoring 

skalierbar, aber nicht nativ echtzeitfähig; erfordert deterministische Protokolle 

ICS entwickelt und prüft Kommunikationskonzepte, begleitet Auswahl und Integration geeigneter Technologien und dokumentiert Anforderungen vollständig – inkl. Safety-Relevanz, Timing und Verfügbarkeitsanforderungen. 

 

Praxisbeispiel: Wenn sich Türen nur öffnen dürfen, wenn alles passt 

Ein anschauliches Beispiel: Die Türsteuerung darf nur dann aktiv werden, wenn 

  • der Zug steht (Geschwindigkeit = 0), 
  • sich der Bahnsteig auf der korrekten Seite befindet, 
  • das Personal die Freigabe erteilt hat. 

Was banal klingt, erfordert komplexes Zusammenspiel mehrerer Systeme – etwa Traktionssteuerung, Ortung, Türsteuergerät und das zentrale TCMS. ICS definiert solche funktionalen Abhängigkeiten in Form technischer Sicherheitsanforderungen und sorgt dafür, dass: 

  • alle beteiligten Subsysteme konsistent angebunden sind, 
  • die Zustände korrekt ausgewertet werden, 
  • Sicherheitsreaktionen auch im Fehlerfall zuverlässig ausgelöst werden. 

Fehlende oder ungenaue Integration kann hier zu gefährlichen Zuständen führen – etwa zu ungewolltem Türöffnen oder Stillstand durch Sicherheitsverriegelung. 

 

Engineering mit System: Vom Requirements Engineering zur Verifikation 

Die nahtlose Integration beginnt nicht bei der Inbetriebnahme, sondern im Requirements Engineering – und zwar frühzeitig. ICS begleitet Fahrzeugprojekte vom Architekturentwurf bis zur funktionalen Verifikation: 

  • Systemarchitektur & Schnittstellendesign: Definition der Kommunikationspfade, Zustandsmodelle und Übergabepunkte 
  • Spezifikation & Anforderungsmanagement: Erstellung klarer, testbarer Requirements für Subsysteme und TCMS-Integration 
  • Integration & Test: Begleitung von Anbindung, Simulation, Systemintegration und Verifikation 
  • Validierung & Dokumentation: Prüfung auf Normkonformität und Revisionssicherheit (z. B. für interne QM oder Auditoren). Mehr Informationen zu Verifikation und Validierung.

Das Ergebnis ist ein technisch sauberes, testbares und wartungsfreundliches Gesamtsystem – mit klar dokumentierter Architektur und normgerechter Umsetzung. 

 

Variantenbildung & Nachrüstbarkeit: Integration als Enabler 

Ein weiterer Vorteil: Eine sauber durchdachte TCMS-Integration erleichtert nicht nur die Erstinbetriebnahme, sondern auch spätere Änderungen. Ob neue HLK-Anlage, Türsystemwechsel oder Update der Traktionskomponenten – wenn die Schnittstellen und Anforderungen modular aufgebaut sind, lassen sich solche Anpassungen oft mit überschaubarem Aufwand realisieren. 

ICS denkt Systemarchitekturen von Beginn an modular: 

  • Unterstützung bei Variantenmanagement 
  • Parameterisierbare Subsystem-Anbindung 
  • Dokumentierte Datenmodelle & Kommunikationsmatrizen 
  • Bewertung der Auswirkungen auf Safety & Funktionen bei Änderungen 

 

Fazit: Die Integration entscheidet über Betrieb, Sicherheit und Zukunftsfähigkeit 

Ein modernes TCMS ist mehr als nur ein Steuergerät – es ist Integrationsplattform, Sicherheitsgarant und Wartungshelfer in einem. Nur wenn es alle relevanten Subsysteme sauber einbindet, entsteht ein Fahrzeug, das betriebsbereit, sicher und zukunftsfähig ist. 

👉 ICS unterstützt Fahrzeughersteller und Betreiber bei der technischen Integration, Spezifikation und Verifikation – mit Systemverständnis, Normen-Know-how (z. B. EN 50716) und einem klaren Blick auf den Gesamtkontext. 

 

Nächster Schritt: Schnittstellen auf Zukunftsfähigkeit prüfen 

Sie planen ein neues Fahrzeugprojekt, eine Variantenanpassung oder möchten bestehende Subsysteme effizienter ins TCMS integrieren? 

ICS unterstützt Sie bei: 

  • der Systemarchitektur und dem Schnittstellendesign, 
  • der Spezifikation sicherheitsrelevanter Funktionen, 
  • und der technischen Verifikation gemäß aktueller Normen wie EN 50716. 

Jetzt unverbindlich beraten lassen – sprechen Sie mit unseren Systemingenieur:innen. 

 

 

FAQ: TCMS-Integration in der Praxis 

Was ist ein TCMS überhaupt?

Ein TCMS (Train Control and Monitoring System) ist die zentrale Steuer- und Kommunikationsplattform im Zug. Es vernetzt alle Subsysteme wie Bremse, Traktion, Türen, Klimaanlage oder Fahrgastinformationssysteme – und sorgt für deren reibungsloses Zusammenspiel.

Warum ist die Integration von Subsystemen so komplex?

Subsysteme stammen häufig von unterschiedlichen Herstellern, nutzen verschiedene Protokolle und erfüllen unterschiedliche Sicherheitsanforderungen. Die Integration erfordert daher ein durchdachtes Schnittstellen- und Architekturdesign sowie fundierte Kenntnis der Bahnnormen.

Welche Normen sind relevant für die TCMS-Integration?

Die wichtigste Norm für die Entwicklung sicherheitsrelevanter Software und Systeme ist aktuell die EN 50716:2023, die die frühere EN 50128 ablöst. Sie legt Anforderungen für Planung, Entwicklung und Verifikation von Software in Bahnanwendungen mit Sicherheitsanforderungen fest. 

Bei sicherheitsgerichteter Kommunikation (z. B. zwischen TCMS und Bremssystem) kann die EN 50159 zum Einsatz kommen – allerdings vor allem zur Betrachtung zufälliger Übertragungsfehler. Die zunehmende Bedeutung von Cybersecurity wird dagegen künftig durch die entstehende Norm IEC 63452 adressiert. Diese löst mittelfristig die bisherige TS 50701 ab und fokussiert sich auf den Schutz vor absichtlicher Manipulation von Daten. 

👉 ICS verfolgt die Normenentwicklung aktiv und unterstützt Hersteller und Betreiber bei der sicherheits- und sicherheitsgerichteten Integration von Subsystemen – einschließlich der Security-relevanten Aspekte bei Netzwerkkommunikation. 

Wie kann ICS bei der Integration konkret helfen?

ICS übernimmt die Definition technischer Schnittstellen, erstellt Kommunikationsmatrizen, begleitet die Systemintegration und Verifikation und sorgt dafür, dass alle Funktionen sowohl sicher als auch wartungsfreundlich eingebunden sind.

Was bringt eine saubere TCMS-Integration dem Betreiber?

  • Weniger Störungen und Ausfälle 
  • Schnellere Fehlersuche und Wartung 
  • Vereinfachte Nachrüstungen und Variantenanpassungen 
  • Nachvollziehbare Architektur für Auditoren und Instandhaltung 

 

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